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Abend 2, 1.12.20: Basics Fotos machen, bearbeiten und nutzen / Malen und Zeichnen mit dem Tablet

Abend 2, 1.12.20 :  Mit dem Tablet oder Smartphone Fotos machen, bearbeiten und nutzen / Malen und Zeichnen mit dem Tablet / Projekt 1 (ZenBrush 2, Comic Life 3, Brushes Redux) 


- Kurze Werbung für eine sog. "Challenge"


- Kurzer Austausch über den passenden Stift zum Tablet:

Erfahrungen, Vor- und Nachteile, Kosten und Nutzen.


- Skizze des ersten Projekts:

Apps, die zum Einsatz kommen und miteinander verbunden werden:
ZenBrush 2 oder 3
Comic Life 3
Brushes Redux

- Wir überlegen uns eine kleine, visuelle "Story", eine Art Geschichte in Bildern - die keine wirkliche Geschichte mit raffiniertem Plot sein muss, sondern nur eine Beobachtung, eine Ortserkundung, ein Protokoll eines Um-Sich-Schauens sein kann: Die Katze, die sich aufrichtet, die Birnen, die da liegen, ein Gang durch ein Zimmer, ein Gesicht, das sich zuwendet, sowas....

- Wir nutzen die iPad/Smartphone-Kamera  und machen Fotos von Einzelobjekten oder eine Video-Sequenz, um uns mit Hilfe der Kamera inspirierende Ansichten zu unserem Thema zu schaffen: Entweder 12 schnell hintereinander ausgelöste Fotos machen oder "Video" in der iPad-Kamera wählen und die Bewegung eines Kopfes, Tieres oder etwas filmen, das sich bewegt und hernach in Einzelbilder auflösen.

- Wir reduzieren die Informationsfülle einer Fotografie mit einfachen Mitteln und schaffen eine prägnante, vereinfachte Bildgestaltung. Einfache Gestaltungsmittel: Ausschnitte, Zooms, Varianten, "value reduction":  HellDunkel-Komposition, sog.  "Schwellenwert"-Bilder (s.u.)  oder in eine Schwarzweiß-Aufnahme umwandeln und die Graustufen durch veränderte Kontrast- und Belichtungswerte herausarbeiten.

- Wir denken uns eine einfache Erzähl-Sequenz auf Grundlage der Fotovorlagen aus, indem wir zunächst mit einfachsten Mitteln in der App  "ZenBrush" sog. Panels eines Storyboards zeichnen, das wir mit Hilfe der App  Comic Life 3 zu einer "Sequenziellen Komposition" zusammenstellen (Methode Comic, Graphic Novel). 

In der Stunde habe ich euch den produktiven Sinn von sog. "Thumbnails/Daumennagelskizzen"  vorgeführt. Es handelt sich - egal ob digital oder analog ausgeführt - um rasch erstellte und sehr einfach gehaltene, kleinstformatige Zeichnungen (analog etwa 3x4 cm groß), die ohne große Umstände oder zeichnerische Pirouetten Einfälle und Kompositionen vor Augen führen. Hierdurch lernt man sehr schnell zu beurteilen, ob eine Aufteilung, eine Bildidee visuell funktioniert und sich die Mühe der Ausführung überhaupt lohnt. Ausserdem trainiert man so ein schnelles visuelles Kommunikationsmittel, mit dem man Konzepte aufs Wesentliche zu bringen lernt. Eine gute Praxis also vor allem im Zusammenhang mit Skizzen, Entwurfszeichnen, frühen Werkplanungen auf allen designerischen Feldern, wo es um das  Festhalten des Wesentlichen einer Gestaltungs-, Zeichen- oder Gemäldeidee geht.

Beispiel aus der Vorbereitungsphase zu einem Stilleben
(Aus einem früheren Grundkurs zur Bildkomposition

Thumbnail zur Vorbereitung eines Aquarells


- Wir versehen das Storyboard mit weiteren Gestaltungselementen, wie sie in Bildgeschichten üblich sind (Texte, Letterings, TextBildElemente, sog "Soundwords" wie "Bumm!", "Zisch!" "Peng").


Beispiel aus der Stunde:

Schnelles Skribbeln der Thumbnails in Zenbrush

Umsetzung der Idee in einem Storyboard mit Hilfe vereinfachter Fotos in Comic Life 3

Bitte achtet einmal darauf, dass ihr beim  Entwerfen sequentieller Zeichnungen (z.B. in Comics, in Graphic Novels) nicht nur in den einzelnen Panels komponiert, sondern alle Panels zusammen eine übergeordnete Kompositionsfigur erzeugen (wie hier z.B. die übergeordnete Diagonalstruktur der Dunkelheit, bzw. der komplementären  Helligkeit des Grundes). Solche Gestaltungselemente lassen sich bewußt inszenieren und schaffen für den Betrachter, wenn oft auch kaum bewußt wahrgenommen, eine überzeugende Metastruktur eines visuellen Reizes. MaW. es gefällt oder weckt Interesse, man weiß aber nicht warum - der Gestaltende aber sollte wissen, dass das Ganze (eines Panels, eines Blattes, einer Doppelseite, eines Buches) zu gestalten ist.


- Die Bilder/Bildsequenzen können nun Bild für Bild in die App "Brushes Redux" importiert und grafisch oder malerisch nachgezeichnet, übermalt und überarbeitet werden (Arbeit mit Bildlayern und sog. Rotoskoping). Es entsteht so eine gemalte Version der Idee, die mit dem gleichen Prozedere wie oben beschrieben  zu einer statischen Sequenz in ComicLife 3 werden kann, oder mit Hilfe einer FilmbearbeitungsApp zu einer kleinen Animation:

Sequenzielle Elemente als Animation sind für die Weiterverarbeitung in z.B.  iMovie an die Bedingungen der Animation anzupassen: Animationen/Zeichentrickfilme haben eine arbeitsökonomisch begründete reduzierte Framerate von  ca. 12 Bilder/Sek. Eine gezeichnete Sequenz von 12 Bildern pro Sekunde der Phasen einer Bewegung erzeugen damit noch annähernd die Illusion eines flüssigen Bewegungsablaufs, erspart den Zeichnern aber die Produktion von 24 Bildern je Sekunde, aus denen eine Bewegungsillusion im Film besteht.


Die letzte Stufe dieses Projekts bereitet die Arbeit mit der App "Procreate" vor, die ich in der nächsten Stunde im Zusammenhang mit dem Thema "(Urban) Sketching digital" ausführlicher vorstellen und in kleinen Projekten zusammen mit euch erkunden möchte.

Procreate ist ein sehr professionelles Zeichen- und Malprogramm, das die heute gezeigten Möglichkeiten von "Brushes" übersteigt, aber einige Konzepte von brushes aufgreift und weiterführt:

- Das Arbeiten mit Layern/Schichten,

- die Verwendung von sog. "Brushes", also unterschiedlichen Werkzeugspuren, die das Verhalten von Pinseln und anderen im Malatelier gebräuchlichen Werkzeugen simulieren.

Bitte schaut euch bis nächste Stunde unbedingt die Werbetrailer auf der Website des Anbieters https://procreate.art an, aber lasst euch bitte nicht einschüchtern von der Mächtigkeit des Programms! Wir erproben und nutzen zuerst die leicht und schnell lernbaren Basics, die euch aber im Laufe der Zeit zu komplexeren Arbeiten befähigen werden. 


Zur Arbeit mit Bildern/Fotos:

Es geht bei dieser knappen Einführung nicht um das Fotografieren im klassischen Sinn - das eine Kunstform ist und wie jede Kunstform besonderer Beschäftigung bedarf. Und ein langes Seminar mindestens, gefolgt von noch längerer Praxis.

Smartphone Fotografie ist verführerisch einfach, die moderne Form der sog. "Ratschklick"-Fotografie, geboostet durchs www,  mit allen leider auch üblen Folgen: Immer dasselbe klischeehafte Motiv des "Adabei" , Fotoshooting-Hotspots, die man geschossen haben soll (Beispiele: Lavendelfeldmotiv, das eine ganze Landwirtschaft einer Region mittlerweile umbaute, ein Steinstrand, an dem jeder einen Steinturm gebaut und fotografiert haben muss / Positano aus bestimmten Blickwinkeln, während aus jeder Fischerhütte mittlerweile ein Souvenirshop geworden ist.. viele sind so im Nu  Selbstinszenierer oder Paparazzo - und verbreiten en masse Klischees nochmal und nochmal...) 



Aber positiv ist: 

- "Die beste Kamera ist die, die man dabei hat!" - das iPhone und Co sind ja meistens immer dabei...


Letztlich geht es dem kreativen Menschen im Umgang mit einer Kamera darum, 

das Sehen sehen zu lernen,

den eigenen Blick auf die Welt der Erscheinungen, den eigenen Blickwinkel überhaupt zu erfahren, herauszufinden, was einen innehalten lässt, beobachten lässt, was man genau betrachten möchte, was ein Interesse weckt, was man anderen zeigen möchte, was man herausarbeiten möchte, dass es - durch eine Person gefiltert! - neu, anders oder gar überhaupt erst wahrgenommen werden kann.

So wird das Instrument Kamera zur Seh-Hilfe zum Festhalten/Fixieren eines an sich flüchtigen Augenblicks und Eindrucks samt dessen Nuancen, Möglichkeiten, Perspektiven: Die Entdeckung von komplexen Eigenschaften, die Entdeckungen vom Zusammenhang von Kontext, Substanz und Akzidenz eines Objekts...(Man frage sich, was der multiperspektivische Blick der Kubisten mit der allseits Verfügbarkeit von Ansichten aus jeder Lage gemacht hätte... Hockneys Polaroids haben uns ja eine Idee davon gezeigt - die längst noch nicht ausgereizt scheint)...


Die Grundausrüstung eines iPHONE / iPAD zur Fotobearbeitung / Fotomanipulation und Schaffung von eigenen Vorlagen nutzen

Wie wir die Grundausstattung des Smartphone als Malende/Zeichnende sinnvoll einsetzen können:

Wichtig und für die eigene Bildproduktion zu bedenken: Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich für meine gestalterische Bildwelt  die Fotos anderer Fotografen als Vorlage benutze (sog. Stock-Photos), oder ob ich bei der Sammlung meiner Inspirationsquellen auf den  eigenen Blick auf die selbst erfahrenen Motive zugreife, ob ich in eigener Wahl des Ausschnitts und in eigenem Blickwinkel auf die Dinge schaue, die mich subjektiv interessieren. 

- Fazit: Kreiere deine eigenen Stock-Photos! Und mache sie zum Fundus und zur Inspirationsquelle deiner eigenen Zeichen-, Mal- und Gestaltungswelt! 


Nützlich ist es, sich am iPad das eigene Sehen SOFORT bewußt machen zu können

Grundlegende Prozeduren der Kernausstattung der iPad- oder iPhone-Kamera lassen sofort Veränderungen und Bearbeitungen zu (was in der Dunkelkammer früher erst zeitaufwändig manipuliert werden musste und dessen  Gestaltungsmittel mitunter als Geheimnis gehütet wurden).

Was sofort hilft, bewußt an Anblicken zu arbeiten:

- Auswahl, Ausschnitt(e) / Zooms und Totale / Reduktion der Quantität  - was im Film eine eigene visuelle Sprache und im Kern das entscheidende szenische Kommunikationsmittel ist. Es gibt einen empfehlenswerten Klassiker in der Literatur für Filmemacher über die Arbeit an der Kamera in Film und Foto, der sich ausschließlich damit beschäftigt:

Steven D. Katz, Die richtige Einstellung, Zur Bildsprache des Films

In diesem Buch geht es zwar um das Handwerk des Kameramenschen, aber letztlich auch um Bildgestaltung, visuelle Kommunikation und in weiten Teilen darum, wie man in einem Storyboard visuelle Ideen übermitteln kann. Sehr wertvolle Tips! Auch in anderen Genres der Präsentation visueller Ideen.







(Ich sehe gerade, dass es das nur noch antiquarisch gibt. Ich habe noch eine zu viel gekaufte undso gut wie neue Ausgabe zu verkaufen, bei Interesse einfach melden)


- Aufteilung /  Komposition / Ordnungen / oder Un-Ordnungen - Beispiel und Arbeitshilfe "Die Drittelregel" https://de.wikipedia.org/wiki/Drittel-Regel

Komposition ist ein wichtiges, großes, weites Feld in der Kunst und mit der DrittelRegel bzw. dem Goldenen Schnitt/Golden Ratio auf keinen Fall auch nur annähernd erledigt. Es gibt allerdings erstaunlich wenig Literatur darüber in der Zeichnung, Malerei und visuellen Gestaltung. Ratgeber in der Fotografie zeigen oft sehr schöne Tips und Resultate, haben aber theoretisch wenig Erklärung zu bieten für das "je ne sais quois" einer gelungenen Aufnahme.

Was die Kunst zur Kunst macht, wo sie sich der Beschreibbarkeit und Instrumentalisierung entzieht...

In der Malerei hat sich der Maler und Dozent an der Columbia Univ. A.W. DOW zu Beginn des 20.Jh aus dem Geist des Jugendstil sehr um eine theoretische Grundlage von Komposition in den visuellen Künsten bemüht, Maler:innen des 20.Jh im amerikanischen Raum (vor allem Georgia O'Keefe, vermutlich auch Franz Kline z.B.) haben sich davon prägen oder inspirieren lassen:

A.W. DOW, Composition,





- Lichtverhältnisse (sog. High Key oder Low Key - Verfahren > Ausblenden von ablenkenden Details durch eine künstlerisch bewußt eingesetzte und meist mit bedacht gewählte Über- oder Unterbelichtung bzw. Manipulation der Hell- und Dunkelwerte einer Aufnahme)


- Kontraste (Schwarz- und Weißpunkte einstellen) / Graustufen (Graukeile, Grayscale)/ Werte-Skalen (2-, 3-, 4-wertige Graustufen-Kompositionen)

3 Grauwerte Skizzen. Reduktion einer Szenerie


> Grayscale Value Finder in Art
Ein sog. "Value Finder", der analog dabei hilft, Tonwerte zu identifizieren


REDUKTION DER INFORMATION ALS GESTALTERISCHES PRINZIP - auch wenn es völlig widersinnig erscheinen mag, mit den wohl technisch ausgefeiltesten und immer auflösungsstärksten Werkzeugen die es je gab , nach maximaler Einfachheit zu streben. In der Kunst hilft diese Denkweise, den Kern der Gestaltung, das Wesentliche der visuellen Botschaft zu fassen und dem Betrachter von Bildern oder Szenen Zugang mittels Blicklenkung zu erleichtern.


- Threshold / Grenzwerte der HellDunkel-Verteilung (STW: Kompositionslehre )

A.W. DOW, Composition, hier insbesondere die darin ausgeführte sog. Notan-Methode der Reduktion einer visuellen Botschaft auf die Verschränkung von Hell und Dunkel /  Objekt vs Grund ("Gestalt" im Kern), eine Idee, die Dow der Zen-Ästhetik entlehnt. 

z.B. Photoshop-Filter "threshold"/Schwellenwert", der es möglich macht, in Stufen FIGUR und GRUND - Analysen eines Fotos zu machen:



Schwellenwertbild



- Grauwert-/Tonwert-Reduktion




Sequenzielle Methoden VIDEO zu Zeichnung : Rotoscoping, Grundidee


Konkretes Projekt:

Siehe oben. Wird nach der Stunde um Tips, Links, Tutorials ergänzt.

Bitte sendet mir per WhatsApp gerne auch Zwischenstände eurer Beschäftigung mit diesem ersten Projekt, gerne auch während der ganzen Zeit der 5 Abende. Ich poste diese hier sofort, vor allem mit der Absicht, dass wir alle gemeinsam eure Arbeiten sehen können, sie Fragen und Ideen generieren und wir uns so wechselseitig inspirieren können. (Und ich begreifen lerne, was ich vielleicht nochmal erklären oder besser formulieren müßte...)


Buchvorstellungen:


Das Sehen lernen:

Fotografie:
Der abstrakte Blick: Eine Kompositionsschule für künstlerische Fotografie

Der eigene Blick.

Die Kunst des Sehens: Fotografie - Verborgenes sichtbar machen


Storyboarding, Sequentielle Kunst:

Scott McCloud, Comics machen

Alle anderen seiner Titel sind für Comiczeichner, Filmemacher, Animateure, GraphicNovel Autoren auch ziemlich lesenswert!

Steven D. Katz, Die richtige Einstellung, Zur Bildsprache des Films

In diesem Buch geht es zwar um das Handwerk des Kameramenschen, aber letztlich auch um Bildgestaltung, visuelle Kommunikation und in weiten Teilen darum, wie man in einem Storyboard visuelle Ideen übermitteln kann. Sehr wertvolle Tips für Storyboard, Bildkomposition, Visuelle Kommunikation, Film, Animation, Sequentielle Kunst!


Komposition:

A.W. DOW, Composition, hier insbesondere die darin ausgeführte sog. Notan-Methode der Reduktion einer visuellen Botschaft auf die Verschränkung von Hell und Dunkel /  Objekt vs Grund ("Gestalt" im Kern), eine Idee, die Dow der Zen-Ästhetik entlehnt. 



Literaturliste wird nach und nach erweitert!



Übungen, Skizzen, Versuche der Teilnehmer :


Storyboard


"Screenshot"
- gezeichnet mit KRITA. KRITA https://krita.org/en/download/krita-desktop/ ist eine OpenSource
 Malsoftware, die auf PC und Surface, aber auch auf Mac läuft, nur leider nicht auf iPad.
Die Alternative für iPad "procreate" https://procreate.art  wird im Kurs am 8.12. genauer vorgestellt.


Hans-Jürgens Blog: http://diehermits.blogspot.com/?m=1


Gemaltes Rezept

Vorweihnachtliche Prozedur




Links zu Online Tutorials der vorgestellten Apps und Themen:


Künstlerischer Blick, Perspektive(n), Komposition:

Drawing Techniques - The Rules of Perspective, leider nur englisch, aber alles, was man dazu wissen sollte in einem kurzen, knackigen Artikel
Ich halte diesen Text für ziemlich wichtig in unserem Zusammenhang. Bitte versucht ihn zur Kenntnis zu nehmen...oder wenigstens zu überfliegen, bevor wir das nächste Thema "Urban Sketching mit Block und Pad" behandeln.

Übersetzung:

Techniken des Zeichnens

BILD Tavoletta di Biccherna: Der Camarlingo Niccolò di Leonardo della Gazaia, Sein Schreiber und drei Steuerzahler, Paolo di Giovanni Fei, 1402. Museum Nr. 414-1892. © Victoria- und Albert-Museum, London. 

Die Regeln der Perspektive

Die Darstellung des Raumes aus einer einzigen Perspektive ist eine Konvention, die heute sehr vertraut ist. Man vergisst leicht, dass die mathematischen Regeln der Perspektive einst selbst ein neues Mittel waren, um Künstlern zu helfen, die Illusion eines dreidimensionalen Raums auf einer zweidimensionalen Fläche zu schaffen.



Dem italienischen Architekten und Bildhauer Filippo Brunelleschi (1377 - 1446) wird zugeschrieben, dass er als erster eine mathematische Studie über die der linearen Perspektive zugrunde liegenden Gesetze durchgeführt hat, aber der Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti (1404 - 1472) war der erste, der sie in seinem Traktat über die Malerei, De Pictura (1436), für die Künstler schriftlich niedergelegt hat. Seit dem 15. Jahrhundert haben die Künstler diese Regeln als Teil ihrer Ausbildung gelernt.

Japanische Künstler entwickelten eine andere Art der Darstellung von Raum. Auch diese beruhte auf mathematischen Prinzipien, die von den Lehrern an die Schüler weitergegeben wurden.

(Leider unzureichend erklärt, aber DOW macht den Versuch...Ich recherchiere noch...)

BILD Ein Zeichner, der ein Porträt zeichnet, Albrecht Dürer, 1532. E.44-1894. © Victoria- und Albert-Museum, London. 

Zeichnungsrahmen und perspektivische Maschinen

Das Problem der zweidimensionalen Darstellung der realen dreidimensionalen Welt ist ein Problem, das Künstler seit Jahrhunderten beschäftigt. Im Jahr 1525 veröffentlichte der Künstler Albrecht Dürer (1471 - 1528) eine Abhandlung über das Messen, die eine Reihe von Abbildungen von Zeichenrahmen und perspektivischen Maschinen enthielt. Ziel dieser Geräte war es, den Künstlern die Möglichkeit zu geben, genaue Messungen an ihrem gewählten Motiv vorzunehmen oder eine Szene so nachzuzeichnen, wie sie vor ihnen erschien, um eine überzeugende Illusion der realen Welt zu schaffen.

Viele der im 15. und 16. Jahrhundert verwendeten Techniken waren auch für spätere Künstler weiterhin nützlich. Der Künstler John Constable (1776 - 1837) verwendete einen Glasrahmen, der dem in der Abhandlung über die Malerei von Leonardo da Vinci (1452 - 1519) beschriebenen ähnelt.

BILD Der Federhut; Studie für ein Porträt der Frau des Künstlers, Robert Polhill Bevan, um 1915. Musuem Nr. CIRC.241-1963. © Victoria- und Albert-Museum, London.  

Gegenprobe, Springen und das Gitter

Künstler haben eine breite Palette von Techniken zur Übertragung von Bildern von einer Oberfläche auf eine andere eingesetzt. Einige Techniken ermöglichen es den Künstlern, direkte Kopien anzufertigen, andere helfen ihnen, Entwürfe in einem neuen Maßstab zu kopieren. Diese "Tricks des Handwerks" wurden von den Künstlern im Rahmen ihrer Ausbildung an die Schüler weitergegeben. Einige der im 15. Jahrhundert verwendeten Techniken werden auch heute noch verwendet.

Mit Hilfe dieser Übertragungstechniken konnten die Künstler eine Vorzeichnung auf eine neue Oberfläche kopieren, um sie dann zu einem fertigen Gemälde zu verarbeiten. Dieselben Entwürfe konnten so für verschiedene Kunstwerke wiederverwendet werden. In den Werkstätten der Renaissance wurden oft Zeichnungen aufbewahrt, die immer wieder für die Herstellung von Gemälden zu beliebten Themen wie Jungfrau und Kind verwendet werden konnten.

Counter-proofing/ "Gegenprüfung"(nicht sicher, ob das stimmt...)

Ein Gegenbeweis wird durch Aufdrücken eines Blattes Papier auf die noch nasse Originalzeichnung erstellt. Beide Zeichnungen wurden dann zu fertigen Bildern verarbeitet. Thomas Rowlandson wiederholte oft Zeichnungen auf diese Weise und gab Gegenproben als Originalzeichnungen zum Verkauf ab. Häufig wurde die Täuschung noch verstärkt, indem auch die originalen Bleistiftlinien gegengeprüft wurden, so dass der Unvorsichtige den Eindruck einer spontanen Skizze nach einer groben Skizze erhielt.

Pouncing (Durchstochene Vorzeichen-Kartons z.B.)

Beim Pouncing werden winzige Löcher in ein Bild gestochen, so dass die Kohle durchgedrückt werden kann, um eine Punkt-zu-Punkt-Kopie auf einem anderen Blatt Papier oder Leinwand zu erstellen.

Die Originalzeichnung mit den Löchern wurde auf eine neue Oberfläche gelegt, damit das Original übertragen werden konnte. Der Künstler füllte einen kleinen Musselinbeutel mit pulverisierter Holzkohle, und diese wurde über die Löcher in der Zeichnung geklopft. Die winzigen Löcher in der ursprünglichen Zeichnung würden auf der neuen Oberfläche kleine Punkte hinterlassen, und dies lieferte eine Führung, die dann zu einem fertigen Gemälde verarbeitet werden konnte.

Verwendung eines Gitters

Viele Künstler haben Raster verwendet, um sich bei der Erstellung größerer oder kleinerer Kopien zu unterstützen. Ein Raster wird über die Originalstudie gezeichnet, und ein weiteres Raster wird im gewünschten Maßstab auf der Oberfläche, auf der das Bild reproduziert werden soll, abgesteckt. Der Künstler kann dann den Teil des Entwurfs, der in jedem Quadrat erscheint, in der neuen Größe kopieren. Diese Technik wird auch heute noch angewandt.


Das Claude Glas

Claude Lorrain (1600 - 1682) war ein führender Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts, der in Rom arbeitete und durch Zeichnungen und Gemälde mit subtilen Tonabstufungen berühmt wurde. Sein Werk wurde im 18. Jahrhundert in England immens populär.

Ein Claude-Glas ist ein leicht konvex getönter Spiegel, der den Künstlern helfen sollte, Kunstwerke zu schaffen, die denen von Claude ähneln. Pfarrer William Gilpin, ein Amateurkünstler, befürwortete die Verwendung eines Claude-Glases mit den Worten: "Sie geben dem Gegenstand der Natur eine weiche, sanfte Tönung wie die Farbgebung dieses Meisters". Die konvexe Natur des Spiegels formte eine große Szene zu einer sauberen Ansicht, und die Tönung (die oft sepiafarben oder braun war) half den Künstlern, die relativen Tonwerte der Ansicht zu erkennen.

Viele Künstler und Landschaftstheoretiker des 18. Jahrhunderts interessierten sich für die Wirkung der Claude-Gläser.  Sie wurden häufig von Touristen (die die Landschaft über den Spiegel betrachteten, um dem realen Live-Blick die erforderliche "sanfte Tönung" zu verleihen) und Amateurkünstlern verwendet. (Nicht nur Amateure, das belegt Hockney...)

BILD Ceasar's Tower und Teil von Schloss Warwick, Paul Sandby, 1775. Museum Nr. 814-1877. © Victoria- und Albert-Museum, London. 

Camera obscura

Camera Obscura" ist lateinisch für "dunkle Kammer". Es beschreibt einen geschlossenen Raum mit einem kleinen Loch in einer Seite, manchmal mit einer Linse versehen, durch das Licht eindringt, um ein umgekehrtes Bild der Außenwelt auf einem gegenüber dem Loch platzierten Bildschirm zu erzeugen. Das Konzept der Camera obscura war mindestens seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt, wurde aber wahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert v. Chr. als Künstlerhilfsmittel eingesetzt.

Besonders populär wurde sie im 18. Jahrhundert, als viele tragbare Versionen entwickelt wurden. Es ist bekannt, dass viele Künstler eine solche verwendet haben, darunter Canaletto (1697 - 1768) und Paul Sandby (1730 - 1809), deren Werke Sie in diesem Abschnitt sehen können.

Ein Künstler konnte die Camera obscura als Zeichenhilfe verwenden, indem er die auf die Leinwand projizierten Bilder nachzeichnete. Die Camera obscura könnte nützlich sein, um die grundlegende Struktur oder Perspektive einer Komposition festzulegen, aber der Künstler muss das projizierte Bild immer noch in ein Kunstwerk umsetzen, indem er Markierungen auf dem Papier oder der Leinwand anbringt.

BILD Porträt von John Tatum, Cornelius Varley. Museum Nr. D.1452-1903. © Victoria- und Albert-Museum, London. 


Camera lucida und grafisches Teleskop von Varley

Die Camera lucida wurde 1807 von Dr. William Hyde Wollaston (1766 - 1828) patentiert. Es handelt sich um ein vierseitiges Prisma, das auf einem verstellbaren Ständer montiert ist. Der Blick durch das Prisma vermittelt dem Benutzer der Camera lucida die Illusion, Objekte vor dem Instrument auf der Zeichenfläche darunter zu sehen. Die Camera lucida ist viel kleiner als eine Camera obscura, leicht tragbar und kann bei vollem Tageslicht eingesetzt werden.

Eine Variante der Camera lucida wurde von dem Künstler und Wissenschaftler Cornelius Varley (1781 - 1873) erfunden. Er nannte dieses Instrument das grafische Fernrohr und ließ es 1811 patentieren.

Die Teleskoplinsen des graphischen Teleskops ermöglichten es den Künstlern, die Größe des vom Instrument abgegebenen Bildes zu verändern und damit Objekte zu zeichnen, die sich in einiger Entfernung befanden.

Die Camera lucida und ihre Variante, das grafische Fernrohr, wurden von Künstlern des 19. Jahrhunderts weit verbreitet, darunter John Sell Cotman (1782 - 1842), Cornelius Varley und sein Bruder John Varley (1778 - 1842).

Beide Instrumente waren schwierig zu bedienen, und die Anfertigung einer Zeichnung mit einem der beiden Instrumente war nicht einfach eine Frage des Nachzeichnens eines Gegenstandes; der Künstler musste das durch das Okular gesehene Bild noch immer in Linie, Ton und Farbe umsetzen. Die Schwierigkeiten, die mit der Verwendung solcher optischen Instrumente verbunden waren, förderten die ständige Suche nach genauen und einfachen Möglichkeiten, die Welt zu erfassen.

BILD Der Tagtraum, Dante Gabriel Rossetti, 1880. Museum Nr. CAI.3 © Victoria and Albert Museum, London. 


Das Zeitalter der Fotografie

Unzufrieden mit seinen eigenen Bemühungen, die von seiner Camera lucida erzeugten Bilder nachzuzeichnen, begann William Henry Fox Talbot (1800 - 77) mit Chemikalien zu experimentieren, um Bilder fotografisch zu fixieren. Mit einer Camera obscura und lichtempfindlichem Papier gelang es ihm, 1834 Negative und 1839 Positive aus festem Papier herzustellen. Etwa zur gleichen Zeit entwickelte Louis Daguerre (1787 - 1851), aufbauend auf früheren Experimenten von Nicéphore Niépce (1765 - 1833), ein anderes fotografisches Verfahren, das zu Bildern führte, die er Daguerreotypien nannte. Die Fotografie war geboren.

Fasziniert von den perfekt detaillierten Darstellungen der Natur, die erreicht werden konnten, begannen viele Maler, die Fotografie anstelle von Studien und Skizzen zu verwenden. Viele verheimlichten jedoch ihre Verwendung der Fotografie, da sie befürchteten, dass eine solche Praxis ihre künstlerischen Fähigkeiten nur schlecht widerspiegeln würde.

Andere Fotografen begannen, die besonderen Merkmale und das Ausdruckspotenzial der Fotografie als eigenständiges künstlerisches Medium zu erforschen. Henry Cole (1808 - 1882), der Gründer des V&A, sammelte die Fotografie als Kunstform ab 1856 und veranstaltete hier 1858 eine internationale Ausstellung von Fotografien. Weit davon entfernt, einfach nur eine einfache Art des Zeichnens zu sein, wurde die Fotografie zu einer eigenständigen Kunst.

BILD Ohne Titel, Jean-Pierre Hébert, 1990. Museum Nr. E.1082-2008. © Victoria und Albert Museum, London. 


Digitale Technik

Die Computertechnologie wird von Künstlern seit dem späten 20. Jahrhundert eingesetzt, und viele Künstler verwenden heute Computer als Teil ihres Arbeitsprozesses.

Öffentlichkeit und Kritiker haben den Einsatz von Computern in der Kunst manchmal mit Misstrauen betrachtet. Heute wird der Computer jedoch häufig von Künstlern als Werkzeug benutzt. Er kann den Arbeitsprozess beschleunigen oder etwas genauer und sauberer machen, als es mit der Hand möglich ist.

Zeichnungen, Fotografien und Videobilder können digitalisiert und dann mit dem Computer bearbeitet werden, was selektive Änderungen von Perspektive, Ton und Farbe sowie das Ausschneiden und Einfügen von Elementen aus einem Bild in ein anderes ermöglicht.

Für die meisten Künstler kann der Computer die handwerkliche Technik im Produktionsprozess unterstützen, aber nicht vollständig ersetzen. Sie haben gelernt, die Computertechnologie als eine der ihnen zur Verfügung stehenden Techniken zu nutzen, und sie hat die Grenzen dessen, was für sie möglich ist, erweitert. 

Künstler glauben immer noch, dass kraftvolle Ideen ein wesentlicher Bestandteil jedes Kunstwerks sind.


Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator  (kostenlose Version)






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